Wolfhunde gibt es seit Jahrhunderten, und wir Menschen waren schon immer von ihnen fasziniert. Der Star von Jack Londons Roman „White Fang“ ist ein Wolfhund. Auch die Hauptfigur der animierten Kinderfilmserie Balto ist ein Wolfhund. In den letzten zehn Jahren haben Wolfhunde wieder an Popularität gewonnen, was teilweise auf die Schattenwölfe in Game of Thrones zurückzuführen ist. Die Menschen suchen nach Wolfhundwelpen in der Hoffnung, einen Begleiter mit der Schönheit eines Wolfs und dem freundlichen Wesen eines Haushundes zu finden. Was sie stattdessen finden, ist oft eine verhaltensbedingte riesige Herausforderung.
Und doch oder gerade deshalb geht ein magischer Sog von diesen majestätischen Geschöpfen aus. Meine Faszination mit diesen Tieren zeigt sich in der Beziehung meiner Protagonistin Emily zu ihrem Wolfhund-Gefährten Grizz in meinem aktuellen Romanprojekt “Frühlingswege in Arrowwood”. Das Buch erscheint übrigens am 30. September 2023, Zeit also, dir in diesem und einem folgenden Artikel Einblicke in die Welt der Wolfhunde zu geben.
In diesem ersten Blogartikel werfe ich einen Blick auf den Hintergrund der Wolfhunde, einige ihrer charakteristischen Merkmale und was sie von Hunden unterscheidet.
Anmerkung: Ich beziehe mich hier auf den nordamerikanischen Wolfhund.
In Deutschland wurden erst kürzlich zwei Untergruppen der Wolfshunde als Rassehunde anerkannt: der THW (Tschechoslowakischer Wolfhund) und SHW (Sarloos Wolfhund). Wenn du dich für Wolfhunde speziell in Deutschland interessiert, findest du dazu Informationen in dem Buch “Wolfhunde in Deutschland” von Karolin Fuchs.
Über den THW hat die Autorin Antje Clara Bücker ein ausführliches Rasseportrait und einen Erfahrungsbericht geschrieben “Mein tschechoslowakischer Wolfhund”.
Faszination Wolf
Werfen wir einen Blick zurück, weit zurück, in den Zeitraum zwischen 40.000 und 15.000 Jahren. Damals verließen ein paar freundliche Wölfe die verschneiten Wälder und gesellten sich zu den Menschen an deren Lagerfeuer, um sich schließlich zu einer ganz neuen Spezies zu entwickeln: den Hunden. Seitdem sind Menschen und Hunde unzertrennlich. Nicht alle Wölfe entschieden sich jedoch dafür, sich zu den Menschen ans Lagerfeuer zu setzen. Einige zogen es vor, den strengen Wintern und dem Hunger zu trotzen, anstatt das warme Feuer und das gelagerte Fleisch der Menschen zu nutzen. Als Menschen fühlen wir uns von der Stärke, Wildheit und Unabhängigkeit des Wolfs angezogen. Menschen idealisieren ihn oft und manche sehnen sich danach, einen Wolf zu besitzen, was die meisten Länder aber zum Glück nicht erlauben. Diese Sehnsucht hat jedoch dazu geführt, dass mancher Wolf-Liebhaber nach einer Lösung suchte und sie im Wolfhund fand.
Was ist ein Wolfhund?
Ein Wolfshund ist ein Hund, der einen gewissen Anteil an Wolfsanteil und einen gewissen Anteil an Hundeanteil hat. Wenn von einem Wolfhybriden die Rede ist, handelt es sich um eine direkte Kreuzung zwischen einem Wolf (meist in Gefangenschaft) und einem Hund oder Wolfhund.
Wolfhunde werden als niedrig, mittel oder hoch eingestuft, was sich auf die Menge des Wolfsanteils im Tier bezieht.
Der Hintergrund der Wolfhunde
Wolfhunde sind das Ergebnis der absichtlichen Zucht durch den Menschen. Es ist selten, dass sich Wölfe und Hunde auf natürliche Weise vermehren, da sie territoriales und monogames Verhalten zeigen und unterschiedliche Fortpflanzungszyklen haben.
Heutzutage entstehen sie in der Regel, wenn ein Wolfhund mit einem anderen Wolfhund oder Hund gekreuzt wird, ohne dass ein reiner Wolf als Elterntier verwendet wird. In der Regel werden sie in Nordamerika von Hinterhofzüchtern als exotische Haustiere gezüchtet, um Profit zu machen. Es gibt jedoch eine sehr begrenzte Anzahl von Züchtern, die sie züchten, um die Rasse zu „verbessern“ und Nachkommen mit ganz bestimmten körperlichen und verhaltensmäßigen Merkmalen zu erzeugen.
Charaktereigenschaften von Wolfhunden im Vergleich mit Hunden
Der Wolfsanteil ist der entscheidende Faktor dafür, welches Verhalten ein Wolfhund hat und ob ein Wolfhund ein “Haustier” sein kann. Je mehr Wolf in einem Wolfhund steckt, desto mehr instinktives Verhalten wird er an den Tag legen. Je mehr Hund im Wolfhund steckt, desto mehr domestiziertes Verhalten wird man erleben und desto einfacher wird es, mit diesem Tier als Haustier zu leben. Die Eigenschaften der einzelnen Wolfhunde können sehr unterschiedlich sein, je nachdem, wie viel Wolfsanteil in das Tier hinein gezüchtet wurde, mit welchen Hunderassen die Kreuzung stattfand und welche Art von Sozialisierung das Tier in jungen Jahren erfahren hat. Typische Wolfhund-Eigenschaften in unterschiedlicher Ausprägung sind: Furcht vor Menschen, hoher Beutetrieb, hohe Energie, Zerstörungswut, extreme Unabhängigkeit und Fluchtverhalten.
(Quelle: https://www.yamnuskawolfdogsanctuary.com)
Wolfhunde mit niedrigem Gehalt
Wolfsanteil: etwa 20% – 49%
Ein Wolfshund mit geringem Wolfsanteil enthält mehr Hunde- als Wolfsanteile. Die körperlichen Merkmale können erheblich variieren, je nachdem, welche Hunderassen in den Mix eingekreuzt werden. Wolfhunde mit geringem Wolfsanteil weisen typischerweise einige körperliche Wolfsmerkmale auf, zeigen aber hauptsächlich Hundemerkmale. Zum Beispiel sind blaue Augen bei einem Wolfshund mit niedrigem Gehalt wahrscheinlicher als bei einem Wolfhund mit mittlerem Gehalt, und bei einem Wolfhund mit hohem Gehalt ist dies fast unmöglich.
Viele Wolfhunde mit niedrigem Gehalt sind mit der richtigen Sozialisierung und Ausbildung als Haustiere im richtigen Zuhause geeignet. Dennoch stellen sie eine Herausforderung dar, beispielsweise durch Unsicherheit gegenüber neuen Menschen, einen überdurchschnittlichen Beutetrieb, der Fähigkeit, sich aus der Begrenzung zu befreien, und zerstörerische Tendenzen, wenn er im Haus unbeaufsichtigt ist. Diese Verhaltensweisen ähneln denen der nordischen Rassen und Hundetypen wie Huskys und Malamutes.
Wolfhunde mit mittlerem Gehalt
Wolfsanteil: etwa 50% – 79%
Ein Wolfhund mit mittlerem Wolfsanteil sieht einem Wolf ähnlicher und zeigt deutlich anspruchsvollere Verhaltensweisen als ein Wolfhund mit niedrigem Wolfsanteil. Dennoch weist er aber einige offensichtliche Hundemerkmale auf wie eine kürzere Schnauze, kleinere Pfoten, unterschiedliche Augenfarben, mehrfarbige Krallen oder eine Variation der Ohrform, die es bei reinen Wölfen nicht gibt.
Diese Wolfhunde eignen sich nicht oder nur bedingt als Haustiere. Wenn sie richtig erzogen werden, können sie sich in geschlossenen Räumen wohlfühlen, sich nach Aufmerksamkeit von Menschen sehnen und sich an neue Orte anpassen. Es ist jedoch sehr viel wahrscheinlicher, dass sie eine Vielzahl von instinktiven Wolfverhaltensweisen beibehalten. Zusätzliche Herausforderungen: gleichgeschlechtliche Aggression, Bewachung von Ressourcen, territoriale Tendenzen und eine stark ausgeprägte Angst vor allem, was ungewöhnlich oder neu ist.
Wolfhunde mit hohem Gehalt
Wolfsanteil: etwa 80% bis 95+%
Ein Wolfhund mit hohem Wolfsanteil enthält nur einen sehr geringen Anteil an Hund. Dadurch sind sie sowohl in ihren körperlichen und biologischen, als auch in ihren Verhaltensmerkmalen eher mit Wölfen vergleichbar. Wolfhunde mit hohem Gehalt eignen sich nicht als Haustiere. Wölfe sind von Natur aus ängstlich gegenüber Menschen, sehr territorial, haben einen starken Beutetrieb und wollen dem Menschen nicht gefallen. Dies sind Eigenschaften, die auch auf Wolfhunde mit hohem Gehalt zutreffen. Die meisten ihrer Verhaltensweisen sind instinktiv und daher schwer zu ändern oder zu beeinflussen.
Ein Wolfhund mit hohem Gehalt hat, sehr ähnlich einem Wolf, lange Beine, einen schlanken Körper und eine schmale Brust, eine lange und schlanke Schnauze, dichtes Fell und eine kräftige schwarze Nase. Ihre Augenfarben reichen von bernsteinfarben über gelb bis grün.
Jeder Wolfhund ist einzigartig
Durch die unzähligen Kreuzungsmöglichkeiten und der immer wieder neuen Zusammensetzung genetischer Eigenschaften im Verhalten und Aussehen gleicht tatsächlich kaum ein Wolfhund dem anderen. Auch in einem Wurf können die Welpen erstaunliche Unterschiede aufweisen. Ich habe in der Recherche zu diesem Artikel wunderbare Erfahrungsberichte über die Gemeinschaft zwischen Mensch und Wolfhund gelesen. Leider habe ich aber auch den Eindruck bekommen, dass sich sehr viele Wolfliebhaber nicht genügend informieren und den Besitz eines Wolfhundes romantisieren. Oder wiederum andere den Profit in diesen Tieren sehen und sich als Züchter von Wolfhunden bereichern wollen. Beides kann dazu führen, dass Wolfunde ausgesetzt oder misshandelt werden.
In meiner Nähe gibt es für diese heimatlosen Tiere eine Zuflucht, das Yamnuska Wolfdog Sanctuary. Mehr zu dieser Organisation und ihrem unermüdlichen Streben, Menschen über Wolfhunde zu informieren, Gerüchte aus dem Weg zu räumen und einigen dieser Tiere ein erfülltes Leben zu bieten, erzähle ich euch in meinem nächsten Blogartikel. Bis dahin, lasst es euch gutgehen.
